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Transferstrategie der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer

vom 15. November 2021

 

Vorbemerkung

Mit der vorliegenden Weiterentwicklung knüpft die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV) Speyer an ihre vor fünf Jahren implementierte Transferstrategie an. In dieser Zeit hat sich sowohl im Hinblick auf ein allgemeines Transferverständnis als auch das konkrete Transfergeschehen viel getan - an der Universität Speyer und deutschlandweit.

Erstens hat sich in den letzten Jahren ein deutlich breiteres Verständnis des Begriffs „Transfer“ etabliert. Neben dem klassischen Technologietransfer werden mittlerweile auch der Wissens- und Ideentransfer, Fragen der Weiterbildung, der Wissenschaftskommunikation und des gesellschaftlichen Engagements adressiert. Der Wissenschaftsrat unterscheidet neben der Weiterbildung a) Kommunikation, b) Anwendung und c) wissenschaftliche Beratung als weitere zentrale Aspekte des Transfers.

Hinzu kommt zweitens eine Erweiterung des Transferverständnisses, nach dem es nicht mehr primär um einen unidirektionalen Transfer von der Wissenschaft in die Gesellschaft (Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft etc.) geht. Stattdessen wird Transfer heutzutage vorwiegend als reziprok und rekursiv verstanden. Ansätze des Ko-Design und der Ko-Kreation spielen hierbei eine wichtige Rolle.

Auch im konkreten Transfergeschehen hat sich drittens in den letzten Jahren viel entwickelt. Die Covid-19-Pandemie hat hier bestehende Tendenzen noch einmal verstärkt und die zentrale Rolle des Transfers auf verschiedensten Ebenen deutlich gemacht. Die Universität Speyer hat diese Entwicklungen begleitet und den Transfer in die öffentliche Verwaltung hinein intensiv mitgestaltet. Hierbei spielte u.a. das durch den Bund und das Land Rheinland-Pfalz im Rahmen der „Innovativen Hochschule“ finanzierte Innovationslabor (etwa Hill 2016; Marquardt, Hoelscher & Zern-Breuer 2021) eine wichtige Rolle. So konnten z.B. Empfehlungen für ein digitalbasiertes Pandemie-Konzept für die öffentliche Verwaltung erarbeitet werden (Wirtz et al. 2021). Aber auch in vielen anderen Bereichen wurde intensiv an einer Modernisierung der Verwaltung mitgearbeitet, so im Rahmen eines Konzepts für das Geodatenmanagement des Landes Rheinland-Pfalz oder im Kontext der Entwicklung von Leitlinien für die Bürgerbeteiligung der Stadt Speyer.

Die DUV Speyer stellt in verschiedener Hinsicht eine besondere Institution dar. Als Universität für Verwaltungswissenschaften ist ihr primärer Adressat die öffentliche Verwaltung der gesamten Bundesrepublik. Sie wurde 1947 ursprünglich als „Staatliche Akademie für Verwaltungswissenschaften Speyer“ nach dem damaligen Vorbild der französischen École Nationale d'Administration (ENA) gegründet und wird als eine von nur zwei Universitäten Deutschlands vom Bund und allen Bundesländern gemeinsam finanziert. Ihre zentralen Aufgaben sind zum einen die Aus- und Weiterbildung des höheren Dienstes der öffentlichen Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen. Zum anderen forscht sie für und über den öffentlichen Sektor. In dieser Aufgabenkonstellation ist der Transfer von der Universität in die Verwaltungspraxis bereits angelegt (siehe auch § 2 Absatz 1 und 6 des Landesgesetzes über die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer (DUVwG). Dabei geht es weniger um den Transfer spezifischer Technologien als vielmehr um den Transfer von Wissen und Ideen in Form allgemeiner Lösungsansätze zur Handhabung aktueller Herausforderungen der Verwaltung. Daher wird im Folgenden insbesondere von „Wissenstransfer“ gesprochen.

Die vorliegende Strategie zum Wissenstransfer greift die Stärken des Standortes im Transfer auf und entwickelt einen kohärenten Ansatz zu ihrer strategischen Weiterentwicklung, um die Rolle der Universität Speyer als regionaler, nationaler und internationaler Innovationsmotor für die öffentliche Verwaltung weiter zu stärken. Die grundlegenden Ziele der vorherigen Strategie bleiben dabei weitgehend erhalten.

 

Transferkultur der Universität Speyer

Der Staat und seine Verwaltungsorgane sind zentrale Institutionen der modernen Gesellschaft und spielen für die gesellschaftliche Wohlfahrt eine kaum zu unterschätzende Rolle. Verbesserungen der öffentlichen Verwaltung bemessen sich deshalb vor allem in der Anpassungsfähigkeit an neue Herausforderungen und an effizienteren und effektiveren Leistungen für Gesellschaft und Wirtschaft.

Die Aufgabe der Universität Speyer liegt darin, forschungsbasiert zur innovativen Weiterentwicklung (Transformation) der Verwaltung auf allen Ebenen (Bund, Länder, Kommunen) beizutragen. Eine Transferstrategie ist hierbei ein wichtiger Baustein und umfasst insbesondere den Wissenstransfer in einem breiten Verständnis. Die Transferstrategie der DUV zielt damit sowohl auf erfolgreiche Innovationen im öffentlichen Sektor als auch auf Übertragungs-Effekte (Spill-over) für die (öffentliche) Wirtschaft und die Gesellschaft. Die Universität Speyer beruft sich mit diesem Verständnis auf den Ansatz der Quadruple Helix. Dieser Ansatz der Innovationsforschung betont, dass Innovationen vor allem durch das gelingende Zusammenspiel von Forschung, Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hervorgebracht werden (Carayannis & Campbell 2012).

Die Universität Speyer hat im Rahmen der Entwicklung einer „Strategie 2025“ ihre Stärken und Schwächen analysiert und daraus entsprechende Maßnahmen abgeleitet. Dies wurde durch eine auf den Wissenstransfer fokussierende „Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) and Threats (Risiken)“ (SWOT)-Analyse ergänzt. Hinzu kommen Erfahrungen und Maßnahmen aus der ersten Förderphase der Innovativen Hochschule im Projekt „Wissens- und Ideentransfer für Innovationen in der öffentlichen Verwaltung“ (WITI). Die Maßnahmen wurden zur Erarbeitung der vorliegenden Transferstrategie kritisch reflektiert und angepasst. Daraus leitet sich das folgende, weiterentwickelte Transfer-Selbstverständnis ab:

  1. Die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer ist das Kompetenzzentrum für Verwaltungswissenschaften in Deutschland. Sie trägt durch wissenschaftliche Exzellenz in Forschung und Lehre sowie for­schungs­basierten Wissenstransfer aktiv zu Transformationen im öffentlichen Sektor bei. Hauptziel ist, die Rahmenbedingungen für das Handeln der Verwaltung zu verbessern, diese effektiver und effizienter zu gestalten und dadurch insgesamt zu einer Steigerung der Innovationskapazitäten von Gesellschaft und Wirtschaft beizutragen.
  2. Der Universität Speyer ist es ein Anliegen, einen Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten. Sie sieht sich als Impulsgeber zur Bearbeitung von aktuellen Herausforderungen der öffentlichen Verwaltung wie etwa Verwaltungsdigitalisierung, Gewinnung und Qualifizierung von Personal sowie Nachhaltigkeit. Durch die Kombination von klassischen mit modernen, experimentellen Ansätzen (Stichwort „Ambidexterität“) wird der öffentliche Dienst auch für die Bearbeitung zukünftiger, teils noch unsicherer Herausforderungen qualifiziert.

 

Ziele der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften und des Campus Speyer im Bereich des Transfers

Die Universität Speyer sieht rekursiven Wissenstransfer als unabdingbaren Beitrag zu einer resilienten öffentlichen Verwaltung und deren Zukunftsfähigkeit an. Sie möchte die Sichtbarkeit ihrer Transferaktivitäten erhöhen, um Wissensvermittlung zu fördern und die Wirksamkeit der Aktivitäten zu steigern. Dabei kommt der Wissens- und Wissenschaftskommunikation eine bedeutende Rolle zu, die es zu stärken gilt.

Die Universität Speyer weiß um die Bedeutung auch eines funktionierenden regionalen Innovationssystems und will sich in Zukunft in Stadt und Region stärker engagieren, um innovative Lösungsansätze im Hinblick auf ihren nationalen und internationalen Nutzen zu testen. Durch die starke Rückbindung zu den Ländern, zum Bund und zur Europäischen Union im dynamischen Mehrebenensystem entstehen in der Zusammenarbeit wertvolle Synergieeffekte.

An der Universität Speyer zielt der Transfer auf die Identifikation relevanter Zukunftsfragen durch Wissenschaft und Praxis, die insbesondere durch gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit außeruniversitären Institutionen transdisziplinär beantwortet werden. Der Transfer realisiert sich darüber hinaus durch wissenschaftliche Tagungen und Workshops sowie im Rahmen von Weiterbildung und Lehre.

Die Universität Speyer ist eingebunden in ein Netz aus wissenschaftlichen, Akteuren sowie öffentlichen und privaten Akteuren außerhalb des Wissenschaftssektors, mit denen sie eng kooperiert und zu denen der Kontakt in der Zukunft intensiviert werden soll.

Im Hinblick auf den Transfer formuliert die DUV Speyer deshalb die folgenden Ziele:

  1. Die DUV Speyer entwickelt sich im Bereich des Transfers zu einem gewichtigen und nachgefragten Think-and-Do-Tank der öffentlichen Verwaltung zur Bearbeitung aktueller Herausforderungen.
  2. Zukunftsfragen der öffentlichen Verwaltung werden identifiziert, erforscht, und die Ergebnisse der Praxis zeitnah bereitgestellt.
  3. Die DUV forscht gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Universität im regionalen und nationalen Kontext.
  4. Die Weiterbildungsangebote und Tagungen der Universität Speyer sind ein wichtiger Transfermechanismus („Wissenschaft kommunizieren“) und werden in Form und Inhalt entsprechend der Bedarfe der öffentlichen Verwaltung weiterentwickelt. Wichtiger Transfermechanismus ist auch die Lehre im dreimonatigen „verwaltungswissenschaftlichen Ergänzungsstudium“ der Universität Speyer (sog. „Speyer Semester“), das sich an Personen im juristischen Vorbereitungsdienst, Beamtenanwärter und Trainees der öffentlichen Verwaltung richtet und damit ein Bindeglied zwischen der Aus- und Weiterbildung im öffentlichen Sektor darstellt.
  5. Die Universität Speyer versteht sich als wichtiger Teil und Impulsgeber eines (inter-)nationalen Netzwerkes für Verwaltungsinnovation.

 

Handlungsfelder für Transfer an der DUV Speyer

Um die skizzierten Ziele zu erreichen, wird die DUV Speyer in den nächsten Jahren verschiedene Maßnahmen prüfen und umzusetzen. Viele der Maßnahmen richten sich simultan auf verschiedene Ziele:

Maßnahmen zur Erreichung von Ziel 1:
Die DUV Speyer entwickelt sich im Bereich des Transfers zu einem gewichtigen und nachgefragten Think-and-Do-Tank der öffentlichen Verwaltung zur Bearbeitung aktueller Herausforderungen

Der Transfer der DUV Speyer dient der Verwaltungsinnovation, um anstehende Herausforderungen besser meistern zu können. Die Spielräume der Verwaltung sind dabei in einen politischen, rechtlichen, finanziellen und gesellschaftlichen Rahmen eingebettet. Als Think- and Do-Tank adressiert die DUV Speyer sowohl diese Dimensionen des Kontextes als auch die Ebenen von Bund, Ländern und Kommunen, um als Impulsgeber die öffentliche Verwaltung sowohl intern als auch in ihrer Leistungsfähigkeit für die Gesellschaft zu verbessern. Dabei will die Universität Speyer zugleich die bundesweite Bekanntheit des eigenen Profils weiter schärfen.

Durch den Aufbau eines Innovationslabors und eine verstärkte Vernetzung mit wichtigen Akteuren in der internationalen Verwaltungsinnovation (siehe Ziel 5), aber auch in Forschung Lehre und Weiterbildung konnte die Rolle Speyers als Innovationsmotor ausgebaut werden.

In den kommenden Jahren gilt es, diese Entwicklung weiter voranzutreiben. Durch die Inbetriebnahme des Innovationslabors wurden hierfür die Grundlagen geschaffen. Dieses soll im Rahmen der Gesamtstrategie der DUV zu einem Think-and-Do-Tank ausgebaut werden, um die vielfältigen Maßnahmen zu konsolidieren und strategisch noch enger zu vernetzen. Eine wichtige Maßnahme ist deshalb der nachhaltige Aufbau langfristiger Finanzierungsmöglichkeiten auf der Grundlage eines elaborierten Konzepts für das Labor.

Die Digitalisierung ist aktuell eine der zentralen Herausforderungen für die öffentliche Verwaltung. Die DUV hat deshalb ein Konzept für den Aufbau eines „Zentrums für Digitale Verwaltungskompetenz Speyer“ erarbeitet, das im aktuellen rheinland-pfälzischen Koalitionsvertrag explizit begrüßt wird. Ein solches Zentrum wäre eine weitere wichtige Säule für Ziel 1. Eine wichtige Maßnahme für die nächsten Jahre wird deshalb die Arbeit an der Umsetzung und die Weiterentwicklung dieses Konzepts sein.

Kern des Speyerer Modells sind die engen Beziehungen zu den Trägern aus allen Bundesländern und dem Bund, die eine zeitnahe Übernahme neu generierten Wissens in die Verwaltung sicherstellen. Durch ein strategisches Beziehungsmanagement sollen zukünftig die verschiedenen Leistungsebenen der DUV Speyer in Lehre, Forschung, Weiterbildung und Transfer noch deutlicher gemacht und auf die Bedürfnisse der Träger abgestimmt werden. Soweit es hierfür gelingt, entsprechende Ressourcen einzuwerben, soll  hierfür beim Rektorat eine zentrale Stabsstelle aufgebaut werden. Dies wird ermöglichen, den Wissenstransfer und das Forschungsmarketing verstärkt in die Öffentlichkeitsarbeit und die Wissenschaftskommunikation der Universität mit einzubeziehen.

 

Maßnahmen zur Erreichung von Ziel 2:
Zukunftsfragen der öffentlichen Verwaltung werden identifiziert, erforscht, und die Ergebnisse der Praxis zeitnah bereitgestellt

Die Universität Speyer identifiziert gemeinsam mit verschiedenen Interessengruppen relevante Zukunftsfragen und initiiert Forschung, Lehre und Transfer zu ihrer Beantwortung. Die Forschungsergebnisse werden zeitnah der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dabei werden die jeweiligen Informationsbedürfnisse in puncto Auswahl der Themen, Nutzung von Medien und Verständlichkeit etc. berücksichtigt. Im neu geschaffenen Innovationslabor kann mit Stakeholdern ganz konkret an Zukunftsfragen gearbeitet werden.

Zusätzlich sind Alleinstellungsmerkmale der Universität Speyer ihre Interdisziplinarität und ihre besondere Forschung mit hohem Mehrwert für die Verwaltungspraxis, zu der sie ein intensives und gutes Verhältnis pflegt. Diese Stärken gilt es, für eine erfolgreiche Transferstrategie weiter auszubauen, indem insbesondere die Zugänglichkeit zu diesen Forschungsergebnissen für die Verwaltungspraxis weiter verbessert wird. In den letzten Jahren wurde deshalb ein gut recherchierbarer Dokumentenserver (DOPUS) durch die Bibliothek eingerichtet, der viele Publikationen der DUV Speyer frei verfügbar (Open Access) bereitstellt. Zudem nutzen die an das Innovationslabor angebundenen Projekte zwei neu eingerichtete Reihen, WITI-Berichte (umfangreichere Projektberichte) und WITI-Praxis (praxisorientierte Erkenntnisse in kürzerer Form), die gleichzeitig an etablierte Strukturen (Speyerer Berichte) angebunden sind.

Als weitere Aktivitäten bieten sich insbesondere folgende Maßnahmen an:

  • Im Kontext des Innovationslabors werden Angebote für Experimentallabore entwickelt, in denen gemeinsam mit Verwaltungen Prototypen erprobt werden (ähnlich des Innovation-Labs zur Blockchain-Technologie im Rahmen des Digitalgipfels 2017).
  • Innovative Formate wie Hackathons etc. werden für den öffentlichen Sektor gezielt mit entwickelt. Hierbei kann an die Erfahrungen aus „WirVsVirus“ (https://wirvsvirus.org/) und „#UpdateDeutschland“ (https://updatedeutschland.org/) angeknüpft werden.
  • Einführung eines „Innovationszertifikates“: Bereits jetzt gibt es in jedem Semester eine ganze Reihe an Lehrveranstaltungen, die sich mit Zukunftsfragen und Innovationen in der Verwaltung beschäftigen. Diese sollen systematisiert aufeinander bezogen, ergänzt und zu einem Zertifikat weiterentwickelt werden. Die Studierenden sollen durch die Absolvierung in die Lage versetzt werden, sich vertieft mit Innovationsprozessen auseinandersetzen und sie auch in der eigenen Verwaltungspraxis umsetzen zu können.
  • Der Atlas der Innovation (siehe https://www.witi-innovation.de/atlas-der-innovation/) wird zu einem interaktiven Tool weiterentwickelt, welches nicht nur die verschiedenen Projekte präsentiert, sondern auch eine intuitiv bedienbare Recherche- und Austauschplattform für deren inhaltliche Arbeit bietet.
  • Die erfolgreichen Veranstaltungsreihen „Marktplatz Digitalisierung“ und „Lunchbreak for Future: Nachhaltigkeit als Aufgabe der öffentlichen Verwaltung“ werden weiter fortgesetzt. Sie sollen in den beiden zentralen Themenfeldern Digitalisierung und Nachhaltigkeit der Verwaltung neueste Entwicklungen deutlich machen und in die Universität und ihre Partner hineintragen.

 

Maßnahmen zur Erreichung von Ziel 3:
Die DUV interagiert und forscht gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Universität im regionalen und nationalen Kontext

In den letzten Jahren konnte die DUV Speyer ihre Beziehungen sowohl zu regionalen als auch nationalen Partnern weiter ausbauen. Sie arbeitet dabei in verschiedenen Formaten gemeinsam mit relevanten Akteuren aus den Bereichen Verwaltung, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf regionaler, Landes- und nationaler Ebene. Außeruniversitäre Partner können neue Forschungsfragen einbringen und in der Zusammenarbeit die eigene Perspektive erweitern. Stichworte sind hier Ko-Design bzw. Ko-Kreation. In einem reziproken Prozess können so Fragen und Wissen zwischen Forschenden und der Praxis in beiden Richtungen ausgetauscht werden.

Die einzelnen Mitglieder der Universität Speyer arbeiten dabei zwar intensiv mit verschiedenen externen Praxispartnern und Netzwerken (z.B. Metropolregion Rhein-Neckar, Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz, Praxis- und Forschungsnetzwerk der Hochschulen für den öffentlichen Dienst, Politics for Tomorrow, NExT e.V.) zusammen, es fehlt aber bisher an einem übergeordneten strategischen Herangehen. In den nächsten Jahren sind daher folgende Maßnahmen geplant:

  • Erstellung einer zentralen Übersicht über bestehende Kontakte zu und Projekte mit externen Kooperationspartnern, inklusive Stichworten zu Themen der Zusammenarbeit für die interne Verwendung.
  • Verbesserung der Darstellung von Forschungsschwerpunkten und -interessen auf der Website der Universität Speyer, um Externen die gezielte Suche nach möglichen Kooperationspartnern bzw. Forschungsergebnissen zu erleichtern.
  • Regelmäßige Konsultationen mit relevanten Akteuren in der Region werden systematisiert. Hierbei können nicht nur der Verwaltungsrat der Universität als Schnittstelle zu Bund und Ländern als ihren Trägern, sondern auch bestehende Netzwerke und Mitgliedschaften genutzt bzw. aktiv angesprochen werden.
  • Das anstehende 75-jährige Jubiläum der DUV wird genutzt, um hier wichtige Impulse zu setzen und die Universität als Ganzes zu mobilisieren, insbesondere auch im Hinblick auf ihr breites und hochkarätiges Alumni-Netzwerk.
  • Lehrforschungsprojekte werden noch stärker als bisher an den Bedürfnissen außeruniversitärer Partner orientiert. Die Universität Speyer schafft Möglichkeiten, um Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.

Ein weiterhin wichtiger Punkt ist die Optimierung der Kooperationen am Campus Speyer selbst. Eine besondere Stärke der Universität Speyer liegt in der einzigartigen Lage auf einem gemeinsamen Campus mit dem Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) und dem Zentrum für Wissenschaftsmanagement (ZWM). Zwar besteht ein gemeinsamer Kooperationsvertrag, aber um Synergien noch besser zu nutzen, gilt es, die Kooperation mit beiden Partnern weiter auszubauen, um aus dem Campus Speyer ein ganzheitliches Innovationszentrum zu entwickeln.

 

Maßnahmen zur Erreichung von Ziel 4:
Die Weiterbildungsangebote und Tagungen der Universität Speyer als ein wichtiger Transfermechanismus („Wissenschaft kommunizieren“) werden in
Form und Inhalt noch besser an den Bedarfen der öffentlichen Verwaltung ausgerichtet

Die zahlreichen qualitativ hochwertigen Weiterbildungsveranstaltungen richten sich nach dem Bedarf der Praxis und werden intensiv genutzt. Die Bedarfe der Praxis werden in den bestehenden Netzwerken abgefragt. Die inhaltliche Ausgestaltung orientiert sich am aktuellen Stand der Forschung und sorgt gleichzeitig für dessen Anwendbarkeit und Rezeption in der Praxis. Dieses Angebot soll verstärkt auch digital und hybrid angeboten werden. Über die Ausweitung und Vertiefung des Angebots wird das Speyerer Netzwerk entscheidend gestärkt und wertvolles Wissen weitergegeben. Die Weiterbildungsangebote werden evaluiert, um die Qualität zu sichern. Dies wird auch genutzt, um den Bedarf an weiteren Weiterbildungen zu erfragen. Aspekte des Transfers werden auch in der grundständigen Lehre („Transfer über Köpfe) noch konsequenter etabliert.

Die Weiterbildung, insbesondere von (künftigen) Führungskräften in Staat und Verwaltung, ist integraler Bestandteil der Lehre an der Universität Speyer. Im Rahmen dieser Weiterbildungen werden schon jetzt neueste Forschungsergebnisse in die Praxis transferiert (siehe z.B. das Speyerer Führungskolleg). Die Weiterbildungsangebote sind nachfrageorientiert, weil die Lehrstühle an den Einnahmen beteiligt sind. Dadurch werden erfolgreiche Angebote in der Regel fortgesetzt, erfolglose hingegen eingestellt. Die Universität arbeitet momentan an einer systematischen Analyse des Weiterbildungsbedarfs. In deren Mittelpunkt stehen:

  • Weiterentwicklung des dreimonatigen „verwaltungswissenschaftlichen Ergänzungsstudium“ der Universität Speyer („Speyer Semester“) zu einer „Schnittstelle“ des Wissenstransfers zwischen Ausbildung und Berufseinstieg: Das „Speyer Semester“ soll noch mehr (als „Trainee-Programm“) an die derzeitigen Bedarfe der öffentlichen Verwaltung und der Berufseinsteiger in der öffentlichen Verwaltung und im öffentlichen Sektor ausgerichtet werden.
  • Neu entstandene digitale Plattformen, die Weiterbildungsangebote vernetzen und vermehrt hybride Formate anbieten. Die Zusammenarbeit mit bzw. die Einbindung in diese Plattformen wie eGov-Campus (https://egov-campus.org/), Kommunalcampus (https://www.kommunalcampus.net/) oder die Digitalakademie des Bundes (https://www.digitalakademie.bund.de) wird angestrebt, hybride Formate werden weiterentwickelt.
  • die Nutzung von Weiterbildung für den Transfer von Ideen und Wissen: In Kooperation mit dem „Zentrum für Wissenschaftsmanagement (ZWM)“ werden Möglichkeiten und Bedingungen eruiert, um Weiterbildungen optimal für den Transfer nutzen zu können. Ein entsprechendes Schulungsprogramm soll entwickelt werden.
  • durch ein stringentes Marketing werden die Weiterbildungsveranstaltungen noch besser als bisher bekannt gemacht. Hierzu wird ein Konzept entwickelt und umgesetzt.

Auch die postgraduale Lehre soll ihren Fokus auf Transfer und Innovation weiter schärfen. Das bedeutet u.a. eine stärkere Interaktion mit Studierenden in Projekten, die Verzahnung von Forschung und Lehre („forschende Lehre und forschendes Lernen“), um bei den künftigen Absolventinnen und Absolventen bereits frühzeitig ein Bewusstsein für die Notwendigkeit interdisziplinärer Herangehensweisen und den engen Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu wecken.

Last but not least werden internationale Kooperationen im europäischen Kontext, wie etwa die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem European Institute of Public Administration zu „New Work@HRM“ weiter ausgebaut.

 

Maßnahmen zur Erreichung von Ziel 5:
Die Universität Speyer ist Teil und aktiver Impulsgeber eines (inter-)nationalen Netzwerkes für Verwaltungsinnovation

Innovationen für die öffentliche Verwaltung können im benötigten Umfang nicht von einzelnen Institutionen allein gestaltet werden. In den letzten Jahren hat sich eine breite Szene der Verwaltungsinnovation entwickelt, die nicht nur ebenenübergreifend (Kommunen, Länder, Bund), sondern auch international aufgestellt ist. Eine interessante Übersicht ergibt sich z.B. auf dem jährlichen „Creative Bureaucracy Festival“ oder im von der Universität Speyer initiierten „Atlas der Innovation“. Die DUV Speyer will ihre Kompetenzen in den kommenden Jahren in dieses Netzwerk noch intensiver einbringen, dort weiterhin ein wichtiger Knotenpunkt sein und sich noch stärker als Ansprechpartner und Impulsgeber positionieren.

Hierzu will sie einerseits über verschiedene Formate wie (internationale) Tagungen, Weiterbildungen und Gastvorträgen, andererseits durch gezielte Zusammenarbeit in Projekten mit Kerninstitutionen den Kontakt in dieses und ihre Rolle in diesem Netzwerk stärken. Einen Ausgangspunkt bilden die zahlreichen Aktivitäten im Jubiläumsjahr 2022.

 

Die Bedeutung des Innovationslabors für den Wissenstransfer

Das aus Mitteln der Universität neu geschaffene Innovationslabor verstärkt ihre Möglichkeiten zum Wissenstransfer. Es wird die Universitätsleitung und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität bei der Durchführung entsprechender Veranstaltungen sowie der Umsetzung und Weiterentwicklung der oben angesprochenen Maßnahmen unterstützen. Es soll als Infrastruktureinrichtung der Universität Speyer dienen, die eine strategische Ausrichtung und eine kontinuierliche Verbesserung der Transferkapazitäten ermöglicht.

Um den Transfergedanken nachhaltig zu verankern, sollen zudem in Zukunft Aktivitäten zum Wissenstransfer explizit im Qualitätsmanagement der Universität berücksichtigt werden. Dazu wird in ca. vier Jahren der Erfolg der vorliegenden Strategie überprüft und die durchgeführte Stärken-Schwächen-Analyse erneuert. Auf dieser Grundlage ist die Transferstrategie zu aktualisieren und auszubauen. Hierzu zählt auch die angestrebte Entwicklung von „Standards guten Wissenstransfers“ in die öffentliche Verwaltung, die mit ihrer starken Gemeinwohlorientierung jede sinnvolle Unterstützung benötigt.

 

Literatur

Carayannis, E. G., & Campbell D. F. J. (2012). Mode 3 Knowledge Production in Quadruple Helix Innovation Systems. SpringerBriefs in business 7. New York: Springer.

Hill, H. (2016). Innovation Labs – Neue Wege zu Innovation im öffentlichen Sektor. Die öffentliche Verwaltung, 2016(12), 493-536.

Marquardt E., Hoelscher M., Zern-Breuer R. (2021): Transfer in die öffentliche Verwaltung. In: Schmidt U., Schönheim K. (Hg.): Transfer von Innovation und Wissen. Wiesbaden: Springer VS, 125-144. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33667-7_7

Wirtz, B. W., Falke, I., Müller, W. M., & Weyerer, J. C. (2021). Ein digital basiertes Pandemie-Konzept. VM Verwaltung & Management, 27(2), 68-74. doi:10.5771/0947-9856-2021-2-68